Mortalität

Keimzelltumore sind in Deutschland bei unter 50-jährigen Männern die häufigste maligne Tumorerkrankung. Bezogen auf die Gesamtpopulation der Bundesrepublik sind diese Tumore - mit nur 4.400 Neuerkrankungen pro Jahr - eine seltene Tumoretität.

Gemessen an der Lebenserwartung gingen Männern durch Keimzelltumore in Deutschland etwa 6.100 Lebensjahre verloren - wenig im Vergleich zu den 97.400 beim Prostatakarzinom. Betrachtet man dagegen den Verlust an verbleibender Lebenserwartung für den einzelnen Erkrankten, so ergibt sich aufgrund des frühen Erkrankungsalters ein anderes Bild. Dem einzelnen Patienten droht ein durchschnittlicher Verlust von acht Lebensjahren, was fast dreifach so viel ist wie beim Prostatakarzinom (drei Lebensjahre).

Trotz Einführung von Cis-Platin in den neuen Therapiestandard ging die Mortalität nach 1979 nur stark verzögert zurück. In München sank sie sehr viel rascher als im übrigen Bundesgebiet. In der Zeit vor 1979 verstarben dort jährlich 10,5 Männer an Keimzelltumore. In der Zeit danach sank dieser Wert innerhalb der ersten drei Jahre auf 3,7. Übertragen auf die Alten Bundesländer hätte dies eine Senkung der Sterbefälle von 418 (Mortalitätsrate 1,23 / 100.00 Einwohner) auf 149 (Mortalitätsrate 0,33) bedeutet - ein Wert der tatsächlich erst im Jahr 2000 erreicht wurde.

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts führte die resultierende Exzessmortalität, d.h. die Differenz zwischen der aufgetretenen Mortalität und der bei adäquater Umsetzung des Therapiestandards zu erwartenden Mortalität, allein in den 80er-Jahren zu mindestens 1000 vermeidbaren Todesfällen in Westdeutschland. Es erklärt sich zumindest partiell durch das fehlende Umsetzen zwischenzeitlicher Neuerungen des Therapiestandards.